Kochgeschichten

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Hausschlachtung

Auf dem Munnigerhof wird heute ein Schwein geschlachtet, eine traditionelle Hausschlachtung, ein Schlachtfest, früher im Haushalt üblich, heute wird nur noch selten ein Schwein auf dem Hof geschlachtet jeden. Das Geschehen findet meist auf dem rückwärtigen Teil des Hofes statt, die Wahl des Ortes hat gute Gründe:  Der Anblick des Schlachtens sollte der Öffentlichkeit entzogen sein. Die Anwesenheit von Kindern unter 14 Jahren darf nicht geduldet werden. Vorbei die Zeit, wo die Kleinen das blutige Spektakel verfolgten und darauf warteten, dass sie ihren Teil bekamen: Die Blase des Schweins, die sich, mit Luft gefüllt, vortrefflich als Ball nutzen ließ.

Bei einer Hausschlachtung gibt es viele Vorbereitungen zu treffen. Der Brühtrog, Galgen und Schlager müssen bereitstehen. Früh am Morgen wird der alte Holzkessel geschürt, damit Wasser zum Brühen des Schweins bereitsteht. Ruhig und ohne Hektik wird die Sau aus dem Stall getrieben. Der Metzger betäubt das Schwein mit dem Bolzenschuß. Was folgt ist beinahe chirurgische Arbeit: Als erstes der Halsstich, bei dem das Blut in einer Schüssel aufgefangen, und kalt gerührt wird, damit es nicht gerinnt. Nun wird die Sau mit heißem Wasser gebrüht und mit Schabglocken gehärt, anschließend bekommt Sie eine ganz Körper Rasur.

Mit dem Auslösen der Zunge beginnt das Ausweiden. Das Schwein wird an den hinteren Füßen am Galgen aufgehängt. Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit des Metzgers: Herausschneiden der Innereien, reinigen und abbinden der Därme, das Zerlegen und Einteilen des Fleisches zur Wurstherstellung.

Im dampfenden Kessel kocht jetzt, der Kesselspeck, der für die Herstellung von Presssack verwendet wird. Während Speck, Schwarte, Köpf und Innereien im Kessel kochen, wird das Fleisch für die Bratwürste gewolft. Mit der Füllmaschine werden frische und geräucherte Bratwürste in Därme gefüllt. In einer Wanne dampft noch das warme Fleisch, das für Leber- und Blutwürste gebraucht wird: Speck, Schwarten und Grieben. Die frische Leber und das vorher aufgefangen Blut, sowie Salz und Pfeffer und andere Zutaten: Zwiebeln, Piment, und natürlich viel Majoran stehen bereit. In kürzester Zeit sind alle Würste abgebunden die restliche Masse wird in Gläser eingekocht.

Ob Schlachtfest oder Hausschlachtung im Mittelpunkt steht, immer der Wurstkessel. Nachbarn und Freunde werden zum Kesselspeck und zur Metzelsupp eingeladen. Zuerst wird die reichlich mit Fettaugen versehene Kesselbrühe aufgetragen, in die Metzelsupp kommt gebrochenes Brot oder Nudeln. Dann wird der Kesselspeck serviert, dazu Leber und Blutwürste, prall und rund, frisch aus dem Kessel. Frische Bratwürste auf Sauerkraut mit Bauernbrot, ein wahrer Hochgenuss. Beim traditionellen Umtrunk am Schluss des arbeitsreichen Schlachttages genehmigen sich Metzger und Gäste noch ein Gläschen, oder auch zwei!